Shimura Kõbõ wird stutzig, als Essen aus seinem Kühlschrank verschwindet. Mit List entdeckt er die Ursache. Dass er fast ein Jahr mit einer Unbekannten zusammengelebt haben soll, ohne es zu bemerken, trifft den Meteorologen wie ein Orkan.
Das psychologische Porträt zweier Menschen, die nicht unterschiedlicher sein könnten und die doch die gleiche Sehnsucht verbindet.
Der französische Autor, der sich in seiner Heimat mit Reiseberichten und fantastischen Geschichten einen Namen gemacht hat, recherchiert seine Stoffe oft im Ausland. So beruht auch der Plot von „Zimmer frei in Nagasaki“ auf einer wahren Begebenheit, die er einer japanischen Tageszeitung entnommen hat. Dort fand er die Nachricht von einer Frau, die in einer fremden Wohnung fast ein Jahr unbemerkt blieb.
Der Entdeckung der heimlichen Mitbewohnerin folgt bei Shimura ein emotionaler Rückblick auf sein bescheidenes Leben, das mit der Perspektive der namenlosen Frau kontrastiert, deren Lebenslauf einer fatalen Kettenreaktion gleicht. Die titelgebende Stadt Nagasaki, die vor allem mit der verheerenden Bombenexplosion assoziiert wird, hat in der japanischen Geschichte eine symbolhafte Bedeutung: Hier im Hafen öffnete sich im 19. Jahrhundert das weltabgewandte Kaiserreich vereinzelt für Kontakte zum Ausland. Im Roman steht das leere Gästezimmer, in dem die Frau sich verbirgt, für seelische Verödung, mit der die vertane Chance auf menschliche Begegnung einhergeht.
Themen
Einsamkeit / Hunger / Japan / Nagasaki / Meteorloge / Mitbewohnerin / Obdachlosigkeit / Tagebuch / Roboter / Soziale Kontrolle